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Von Lotzwil in die Provence – Im Gespräch mit Autorin Josianne Hosner

Aktualisiert: 24. Sept.

Josianne Hosner, auch Mitglied des Frauenvereins Lotzwil, hat anfangs dieses Sommers ihren ersten Roman «Ein Eichenblatt in Avas Haar» herausgegeben. Das Gespräch führte Nathalie Schiesser, Präsidentin des Frauenvereins Lotzwil.


Nathalie: Josianne, wie wird man Autorin? Sitzt du einfach hin und fängst an, oder braucht es ein geheimes Rezept, oder gar eine Ausbildung?


Josianne: Ein geheimes Rezept wäre schön! Bei mir war es eine Mischung aus Sehnsucht und Beharrlichkeit. Schon als Kind wollte ich Schriftstellerin werden, Schreiben war immer meine Art, die Welt zu ordnen. Ich habe eine Lehre als Buchhändlerin gemacht, um möglichst nah an Büchern zu sein. 2020 erschien mein erstes Sachbuch, eng verbunden mit meiner Arbeit als Zyklusmentorin. Einen Roman zu schreiben ist aber eine ganz andere Kiste: Eine Geschichte lebendig zu erzählen ist viel schwieriger, als Informationen anschaulich zu präsentieren. Genau das war die wunderschöne Herausforderung.


Nathalie: Dein Roman hat einen poetischen Titel: «Ein Eichenblatt in Avas Haar». Magst du kurz erzählen, worum es geht, ohne zu viel zu verraten?


Josianne: Ava, eine international gefeierte Fotografin aus Bern, ist am Ende ihrer Kräfte. Zwei schwere Schicksalsschläge haben ihr den Boden unter den Füssen weggezogen. Sie spürt: So kann und will sie nicht weitermachen. Ohne Plan und Ziel flieht sie Hals über Kopf aus ihrer wintergrauen Heimatstadt in Richtung Süden, und findet einen Ort in der Haute-Provence, wo uralte Eichen rauschen, die Luft nach wilden Kräutern duftet und die erste Melodie des Frühlings ihre Seele wärmt.


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Nathalie: Wie wählt man eigentlich die Themen für so ein Buch? Kommen die einfach zu dir geflogen?


Josianne: Ideen habe ich unzählige, das ist nie mein Problem. Ich könnte morgen mit dem nächsten Buch beginnen. Durch meine Arbeit bekomme ich viel Einblick in Themen, die Frauen besonders bewegen: Weiblichkeit, Natur, Zyklen. Daraus speist sich meine Inspiration. In meinem Roman ist es mir wichtig, nicht nur Sonnenseiten zu zeigen. Neben Liebe und Humor haben auch Verlust, Trauer und Einsamkeit ihren Platz. Ein guter Mix, eben so, wie das volle Leben.


Nathalie: Du bist Selfpublisherin. Das heisst, du hast alles selber organisiert, vom Schreiben bis zum Druck und Vertrieb. Was war daran das Schönste, was das Herausforderndste?

Josianne: Für mich war Selfpublishing eine bewusste Entscheidung, ich habe dafür einen Quittenduft-Verlag gegründet. Das Schönste daran ist die volle Freiheit: Ich konnte das Buch genauso gestalten, wie ich es mir vorgestellt habe – vom Cover über den Titel bis zu den Themen in der Geschichte. Gleichzeitig bedeutet es auch volle Verantwortung: Layout, Vertrieb, Finanzen, alles läuft über meinen Tisch. Das ist viel Arbeit, aber es fühlt sich stimmig an, weil das Buch dadurch wirklich mein eigenes geworden ist.


Nathalie: Gab es beim Schreiben Momente, wo du am liebsten alles gelöscht hättest?


Josianne: Oh ja, und nicht nur einmal. Schreiben ist kein romantisches „Gschichtli tippen“ im Sonnenuntergang, es ist ein Handwerk, und man lernt nie aus. Natürlich habe ich gezweifelt und gedacht: «Das liest doch niemand.» Aber dann kam wieder ein guter Satz, ein spannender Plot oder eine Idee, die unbedingt aufgeschrieben werden wollte, und ich blieb dran. Heute zeigen mir die begeisterten Rückmeldungen, dass es sich gelohnt hat. Ich scheine also etwas richtig gemacht zu haben.


Nathalie: Was gefällt dir am Schreiben am allerbesten?


Josianne: Am meisten liebe ich das Doppelleben. Während Franz vis-à-vis den Milchautomaten auffüllt und beim Schulhaus die Jugendlichen lautstark ihre Pause feiern, streife ich in Gedanken durch die Provence, philosophiere mit einem Dachs oder lasse Ava neue Abenteuer erleben. Schreiben ist für mich Alltag und Zaubertrick zugleich.


Nathalie: Was wünschst du dir, dass die Leser:innen aus deinem Roman mitnehmen?


Josianne: Ich wünsche mir, dass sie sich wieder stärker mit der Natur, dem Jahreskreis und den eigenen Zyklen verbunden fühlen. Und dass sie – inspiriert von Ava und den Begegnungen im Rosengarten – spüren, wie wertvoll es ist, sich Zeit füreinander zu nehmen: für Gespräche, für Freundschaften, für das Miteinander. Wir haben nur dieses eine Leben, und das ist kostbar.


Nathalie: Wo kann man dein Buch kaufen?


Josianne: Jede Buchhandlung in der Schweiz kann es bestellen, die Buchhandlung Buchzeichen in Langenthal führt es an Lager und bei mir im Quittenduftshop kann man es natürlich auch bestellen.


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Liebe Josianne, vielen Dank für diesen Einblick. Dein Roman klingt nach einer Geschichte, die uns alle berühren kann, auch hier in Lotzwil. Wir freuen uns und irgendwie sind wir natürlich auch ein bisschen stolz, dass wir eine Autorin mitten unter uns haben!

 

«Ein Eichblatt in Avas Haar», erschienen im Quittenduftverlag 2025, ISBN: 978-3-9525284-2-6


Der Frauenverein Lotzwil führt zusammen mit Josianne Hosner eine Buchlesung am 17. Oktober 2025 im «Chiletreff» Lotzwil durch. Der Eintritt ist frei (Kollekte). Nähere Informationen und Anmeldung zu dieser Veranstaltung finden sie auf https://www.frauenvereinlotzwil.ch/event-details/lesung-ein-eichenblatt-in-avas-haar.

 
 
 

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